Der Dichter und Schriftsteller Hans Christian Andersen, der wohl bekannteste Exportschlager Dänemarks, erblickte am 02. April des Jahres 1805 in der Großstadt Odense als Sohn von Hans Andersen, einem Schuhmacher, und Anne Marie Andersdatter, einer Wäscherin, die dem Alkohol verfiel, das Licht der Welt.
Bei den ärmlichen Verhältnissen, in die Andersen hineingeboren wurde, war der Erfolg nicht gerade vorprogrammiert. Dennoch avancierte Andersen zum bekanntesten Schriftsteller und Dichter Dänemarks und zu einem der meist gelesenen weltweit.
Wer kennt sie nicht, die berühmten Andersen Märchen, wie die „Kleine Meerjungfrau“, „Die Schneekönigin“, „Das hässliche Entlein“, „Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern“, „Der standhafte Zinnsoldat“, „Des Kaisers neue Kleider“, „Die Prinzessin auf der Erbse“ und „Die roten Schuhe“, die Kindern aber auch Erwachsenen von Sehnsüchten, Leid, Freud, Erfolg und tragisches Scheitern, im Grunde von den Höhen und Tiefen des Lebens, berichten. Keine Kindheit ohne Andersens Märchen, wobei die Geschichten auch im Erwachsenenalter noch lebendig wirken und – wenn auch unbewusst – den Leser oder Zuhörer ein Leben lang begleiten und vor allen Dingen seine späteren Erzählungen philosophisch und eher für Erwachsene zu sein scheinen. Natürlich profitiert auch die Wirtschaft von Andersens Können und zwar nicht nur die des Königreichs Dänemark. Walt Disney verfilmte beispielsweise die Geschichte der kleinen Meerjungfrau und gab ihr den Namen Arielle. Als Wahrzeichen von Kopenhagen zieht die Statue des zierlich, schönen halb Mensch halb Wassergeschöpfs die Blicke der Touristen auf sich.
Das H.C. Andersens Hus und das H.C. Andersens Barndomshjem in seiner Geburtstadt Odense entwickelten sich zur Pilgerstätte für Märchenfreunde. Und dass, obwohl er zu anfangs in seinem Heimatland nur wenig Anerkennung erhielt und einige Werke teils heftiger Kritik ausgesetzt waren, beispielsweise durch den Landsmann, Philosophen, Theologen und Schriftsteller Sören Kierkegaard. Hans Christian Andersen schrieb zwar mehr als 150 Märchen, die mit gutem Gewissen zur Weltliteratur gezählt werden können, doch von dem 18 Bände umfassenden Werk, sind nicht alle Bände Märchenerzählungen, denn er verfasste ebenso Romane, Gedichte, Schauspiele und Reisebeschreibungen.
Im Übrigen bastelte er zudem über 800 phantasievolle Scherenschnitte. Doch wie gelangte Andersen hinaus aus Odense und wie schaffte er es, dass ihm die literarische Welt innerhalb weniger Jahre ergeben war und seine Bücher in über 120 Sprachen übersetzt wurden? Getrieben von seinem Durst nach Erfolg und Ruhm, verließ Andersen 14 Jahre jung seine Heimatstadt und ging nach Kopenhagen, um sich dort – vergeblich – als Schauspieler und Sänger zu versuchen. Eines jedoch fand Andersen in Kopenhagen, nämlich Gönner, wie Jonas Collin, Direktionsmitglied beim Königlichen Theater, und selbst das Königshaus förderte ihn. So konnte Andersen nicht nur am Schul- und Privatunterricht teilnehmen, sondern auch die Universität besuchen. Durch seine literarischen Leistungen und die fortwährende Unterstützung war es Andersen möglich, mehrere Reisen ins Ausland, unter anderem nach Deutschland, Italien und Frankreich, zu unternehmen. Das Reisen war Zeit seines Lebens seine Passion und eine wichtige Quelle seiner literarischen Schaffenskraft.
Während seiner Reisen hatte der Künstler übrigens immer ein Seil im Gepäck für den Fall eines Brandes, mit diesem wollte er sich durch das Fenster seiner Unterkunft abseilen. Typisch für H.C. war auch seine pedantische Haltung, die sich zum Beispiel in seinen peniblen Tagebucheintragungen bemerkbar macht, und der Zettel mit der Aufschrift „Ich bin nur scheintot“, den er angeblich sichtbar in der Nähe seines Bettes aufbewahrte, bevor er sich schlafen legte aus Angst davor, lebendig begraben zu werden. Seine Liebe, die sowohl das männlich als auch weibliche Geschlecht betraf, blieb sein Leben lang unerfüllt, eine feste Beziehung gab es nie.
Verehrt und mit Auszeichnungen bedacht verstarb der größte Schriftsteller und Dichter Dänemarks am 04. August 1875 in Kopenhagen. Seine letzte Ruhe fand der Künstler auf dem Assistens Kirkegård. In seiner Heimatstadt erinnern mehrere nach ihm benannte Veranstaltungen an den großen Märchenerzähler und zum 200. Geburtstag des Nationaldichters 2005 („Hans-Christian-Andersen-Jahr“) fanden in Europa, vor allem in Kopenhagen und ganz Deutschland, zahlreiche Ausstellungen, Aufführungen, Märchenshows und Feierlichkeiten, bei denen auch internationale Persönlichkeiten vertreten waren, statt. Ferner sind der Premio Andersen und der Hans Christian Andersen Preis dem Künstler gewidmet. Der Premio Andersen wurde 1982 gegründet und würdigt Autoren, Übersetzer, Illustratoren und Herausgeber von Kinderbüchern, die Preisverleihung findet in Sestri Levante statt. Der Hans Christian Andersen Preis wird seit 1956 alle zwei Jahre, am Geburtstag des Dichters und Schriftstellers vom International Board on Books for Young People an Kinderbuchautoren und Kinderbuchillustratoren (seit 1966) verliehen. Der Preis ist nicht nur in Dänemark eine angesehene Auszeichnung und wird seiner Bedeutung entsprechend auch als „kleiner Nobelpreis“ bezeichnet.